Wie kannst du dein Unternehmen am Anfang finanzieren?

Unternehmen finanzieren

 Am Anfang der Unternehmensreise stellt sich die Frage, wie du dein Unternehmen finanzieren kannst, um deine Idee zum Leben zu erwecken, In diesem Artikel möchte ich dir mögliche Optionen vorstellen. Du erfährst auch die Vor- und Nachteile der einzelnen Finanzierungsoptionen.

Ein Unternehmen kannst du auf 3 verschiedene Arten finanzieren: Bootstrapping mit eigenem Geld oder dem deiner Familie und Freunde, Aufnehmen von Eigenkapital durch externe Investoren und die Nutzung von Fremdkapital von Banken oder der Crowd.

Unternehmen finanzieren durch Bootstrapping

Bootstrapping bedeutet, dass du dein eigenes Geld benutzt, um dein Unternehmen zu gründen. Manchmal unterstützen dich auch deine Familie und Freunde. Nutzt du dein eigenes Geld, hast du wahrscheinlich recht begrenzte Ressourcen. Deshalb wirst du sehr kosteneffizient arbeiten und kreative Ideen entwickeln für dein Wachstum entwickeln müssen.

Eine gute Möglichkeit, wie du dein Bootstrappen kannst, ist dein Unternehmen nach der Lean Startup Methode zu führen. Beim der Lean Philosophie es geht darum, zunächst ein Minimum Viable Product (MVP) zu entwickeln. Ein MVP ist ein auf die absoluten Kernfunktionalitäten begrenztes Produkt. Dieses Produkt bringst du bereits als Beta Version auf den Markt und sammelst so erste Verkäufe und vor allem viel Feedback ein. Mit diesen Verkäufen und dem Feedback entwickelst du dein Produkt weiter und machst es so attraktiver für ein breiteres Publikum.

Durch diesen Prozess wächst wahrscheinlich langsamer als wenn du gleich zu Beginn ein großes Budget fürs Marketing zur Verfügung hast. Aber das Besondere an dieser Art der Finanzierung ist, dass du die volle Kontrolle über dein Unternehmen behältst und kein anderer einem reinredet – zumindest, wenn du es deiner Familie und Freunden nicht erlaubst.

VorteileNachteile
Kontrolle: Du behältst die volle Kontrolle über dein Unternehmen, da du keine Anteile an externe Investoren abgeben musst. Dein Unternehmen, deine Regeln!

Keine Schulden: Da du dein eigenes Geld nutzt, nimmst du keine Schulden auf, die später zurückgezahlt werden müssen. Das kann eine große Last von deinen Schultern nehmen.
Begrenzte Ressourcen: Du bist auf das Geld beschränkt, das du selbst aufbringen kannst. Das kann dein Wachstum begrenzen und es kann länger dauern, bis du Gewinn erzielst.

Risiko: Wenn das Unternehmen scheitert, verlierst du dein eigenes Geld. Das Risiko liegt also vollständig bei dir.

Unternehmen durch Eigenkapital finanzieren

Die zweite Art, dein Startup zu finanzieren, ist fremdes Eigenkapital aufzunehmen. Fremd, weil es nicht von dir oder deiner Familie stammt und Eigenkapital, weil derjenige, der es dir das Geld gibt, einen Anteil an deinem Unternehmen erhält. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Eigenkapital einzusammeln.

Business Angels

Bist du noch ganz am Anfang deiner Reise als Unternehmer – der sogenannten Seed Phase – sind Business Angels deine ersten Ansprechpartner. Business Angels sind in der Regel wohlhabende Privatpersonen, die sowohl Kapital als auch Know-how in Startups investieren.

Stell dir einen Business Angel ein bisschen wie einen Mentor mit finanziellem Engagement vor. Sie bringen nicht nur Geld mit, sondern auch ihre Erfahrung und ihr Netzwerk. Sie können helfen, typische Fallstricke zu vermeiden und wichtige Kontakte herzustellen. Einige Business Angels nehmen eine aktive Rolle ein und sind eng in die Unternehmensführung involviert, während andere eine eher passive Rolle bevorzugen. Typische Business Angels sind die Investoren der Höhle der Löwen.

Jetzt magst du dich fragen: Was motiviert Business Angels eigentlich dazu, Gründern zu helfen? Nun, es gibt dafür verschiedene Gründe, die sowohl ideeller als auch finanzieller Natur sein können.

  • Gewinn: Business Angels investieren in Startups mit der Hoffnung auf eine hohe Rendite, sollte das Startup erfolgreich sein. Das kann durch kontinuierlichen Gewinn oder einen lukrativen Verkauf des Unternehmens geschehen.
  • Eigene Erfahrung und Wissen weitergeben: Viele Business Angels sind erfolgreiche Unternehmer, die ihr Know-how und ihre Erfahrungen an die nächste Generation von Unternehmern weitergeben möchten. Sie finden es erfüllend, andere zu unterstützen und ihnen beim Wachsen zuzusehen.
  • Philanthropie: Sie wollen einen Beitrag zur Gesellschaft leisten, indem sie innovative Ideen und Unternehmen fördern, die einen positiven Einfluss auf die Welt haben könnten.
  • Abenteuerlust: Die Spannung und das Abenteuer, Teil der Startup-Welt zu sein. Es kann sehr aufregend und bereichernd sein, ein junges Unternehmen von Anfang an zu begleiten und seine Entwicklung zu beobachten.

Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht alle Business Angels aus den gleichen Gründen investieren. Es ist also entscheidend, den richtigen Business Angel zu finden, dessen Motivation und Werte mit deinen übereinstimmen. Nur so kann eine fruchtbare und unterstützende Partnerschaft entstehen.

VorteileNachteile
Know-how und Netzwerk: Business Angels bringen nicht nur Geld ein, sondern auch ihr Fachwissen und ihre Erfahrung. Sie können dir dabei helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und wertvolle Kontakte in der Branche zu knüpfen.

Flexibilität: Im Vergleich zu traditionellen Krediten oder institutionellen Investoren sind Business Angels oft flexibler in Bezug auf die Bedingungen ihrer Investitionen.
Anteilsverlust: Business Angels werden im Gegenzug für ihre Investition Anteile an deinem Unternehmen verlangen. Das bedeutet, dass du einen Teil der Kontrolle über dein Unternehmen abgeben musst.

Mögliche Konflikte: Je nachdem, wie aktiv dein Business Angel ist, könnten Meinungsverschiedenheiten auftreten, insbesondere wenn es um strategische Entscheidungen geht.

Inkubatoren / Company Builder

Inkubatoren und Company Builder sind weitere Akteure auf dem Spielfeld der Startup-Finanzierung. Diese beiden können besonders für Startups in sehr frühen Phasen attraktiv sein.

Inkubatoren bieten Unterstützung in Form von Arbeitsplatz, Infrastruktur, Zugang zu einem Netzwerk und oft auch spezielles Know-how. Sie bieten keine direkte finanzielle Unterstützung, aber sie ermöglichen dir, dich voll auf die Entwicklung deines Unternehmens zu konzentrieren, indem sie viele der anfänglichen Hürden aus dem Weg räumen.

Company Builder hingegen agieren eher als Mitgründer und bringen sowohl finanzielle Mittel als auch Ressourcen und Expertise ein. Oft haben sie ein Portfolio von Unternehmen, die sie von der Idee bis zum marktreifen Produkt begleiten. Manchmal ist es sogar so, dass die Geschäftsidee innerhalb des Company Builders entsteht und dann ein Gründerteam gesucht wird, um diese Idee zu verwirklichen.

VorteileNachteile
Ressourcen und Know-how: Sowohl Inkubatoren als auch Company Builder können dir Zugang zu Ressourcen und Fachwissen verschaffen, die dir sonst vielleicht nicht zur Verfügung stehen würden.

Netzwerk: Sie bieten Zugang zu einem Netzwerk von Branchenexperten, potenziellen Kunden und weiteren Investoren.


Anteile abgeben: Wie bei Business Angels, musst du auch hier in der Regel Eigenkapital abgeben und Company Builder haben oft auch eine klare Vorstellung, wie du dein Unternehmen weiter entwickeln solltest.

Passgenauigkeit: Nicht alle Inkubatoren und Company Builder sind für alle Arten von Startups geeignet. Es ist wichtig, den richtigen Partner zu finden, der deine Vision teilt und die spezifischen Herausforderungen deiner Branche versteht.

Venture Capital

Hast du eine wirklich große Idee, die eine hohe Investition z.B. in Technologie benötigt oder die super schnell global ausgerollt werden soll, kommt Venture Capital (VC) ins Spiel. Venture Capital-Firmen sammeln Geld von verschiedenen Investoren und nutzen dieses Geld, um in Startups zu investieren, die das Potenzial haben, schnell zu wachsen und hohe Renditen zu erzielen. Die Venture Capital-Firmen beteiligen sich in der Regel mit einer größeren Summe, oft ab etwa 500.000 € aufwärts. In 2022 lag die durchschnittliche Investitionssumme bei 5,3 Mio. €.

Venture Capital ist kommt damit meist nach der Seed Phase, wenn dein Produkt bereits am Markt ist. Die meisten VCs erwarten, dass du zeigen kannst, dass dein Produkt am Markt gut ankommt. Zusätzlich zur finanziellen Unterstützung bieten VC-Firmen in der Regel auch strategische Beratung und Zugang zu ihrem Netzwerk. Sie können dir helfen, deine Geschäftsidee zu skalieren und auf das nächste Level zu bringen.

VorteileNachteile
Große Finanzspritze: Venture Capital kann dir das Kapital geben, das du brauchst, um schnell zu wachsen und auch große Geschäftsideen zu realisieren.

Mentorship und Netzwerk: VC-Firmen bieten oft strategische Beratung und Zugang zu ihrem Netzwerk, das dir helfen kann, wertvolle Partnerschaften zu schließen und dein Geschäft zu skalieren.



Kontrollverlust: Wenn du Venture Capital aufnimmst, gibst du einen recht großen Anteil deines Unternehmens ab. Dies bedeutet, dass du auch einen Teil der Kontrolle über dein Unternehmen verlierst und dass die VC-Firma mitentscheidet, wie das Unternehmen geführt wird.

Druck und hohe Erwartungen: VC-Firmen erwarten hohe Renditen für ihre Investitionen. Das bedeutet, dass es Druck gibt, schnell zu wachsen und Gewinne zu erzielen. Nicht alle Unternehmen oder Unternehmer sind für diese Art von Druck geeignet.

Unternehmen durch Fremdkapital finanzieren

Die dritte Art und Weise, wie man sein Unternehmen finanzieren kann, ist Fremdkapital.

Üblicherweise gibt es keine Kredite für Unternehmer, die gerade starten. Da es keine Sicherheiten gibt, die man beleihen kann, sind Banken normalerweise sehr misstrauisch jungen Unternehmen gegenüber. Es gibt allerdings verschiedene Möglichkeiten, doch zu einem Kredit zu kommen.

Förderdarlehen

Die erste Möglichkeit, um an einen Bankkredit zu bekommen, sind Förderkredite. Förderdarlehen werden von staatlichen oder gemeinnützigen Organisationen angeboten, wie zum Beispiel der KfW. Sie sind dazu da, Gründer wie dich dabei zu unterstützen, ihre Ideen zu verwirklichen. Da kann man bis zu 500.000 € aufnehmen. Das Gute an solchen Krediten ist, dass die Sicherheiten von der KfW gedeckt werden, dass die Laufzeiten relativ lang sind und die Zinsen relativ niedrig. Damit hat man große Bewegungsfreiheit hat.

Um so ein Förderdarlehen erhalten, beantragst du diesen zusammen mit einem Business Plan bei deiner Hausbank.

VorteileNachteile
Günstige Konditionen: Ein großer Vorteil von Förderdarlehen ist, dass sie oft sehr günstige Konditionen bieten. Die Zinsen sind in der Regel niedriger als bei herkömmlichen Bankdarlehen, und die Rückzahlungsfristen sind oft länger.

Sicherheiten werden abgedeckt: Bei einem Förderdarlehen sind die Sicherheiten oft durch die ausgebende Institution (wie die KfW) abgedeckt. Das bedeutet, dass du als Gründer nicht unbedingt eigene Sicherheiten vorweisen musst.
Beantragungsprozess: Der Antragsprozess für ein Förderdarlehen kann zeitaufwendig sein und erfordert oft einen ausführlichen Businessplan und andere Dokumentationen. Es kann auch einige Zeit dauern, bis das Geld tatsächlich verfügbar ist.

Nicht für jedes Unternehmen geeignet: Nicht alle Unternehmen sind förderfähig. Es gibt oft spezifische Kriterien, die erfüllt werden müssen, um ein Förderdarlehen zu erhalten.

Crowd Funding: Crowd Lending & Crowd Investing

Crowd Funding ist eine weitere Methode, um dein Unternehmen mit Fremdkapital zu finanzieren. Das gibt es in drei Varianten, Crowd Lending, Crowd Investing und Crowd Sourcing.

  • Crowd Lending ist sozusagen ein Kredit von der Masse. Es funktioniert wie ein herkömmlicher Kredit, nur dass du das Geld nicht von einer Bank, sondern von vielen Einzelpersonen erhältst. Meist ist das erst in späteren Unternehmensphasen möglich und es fallen oft recht hohe Zinsen an.
  • Crowd Investing ist meist als partiarisches Nachrangdarlehen organisiert. Das ist eine Zwischenform zwischen Eigen- und Fremdkapital. An sich ist es Fremdkapital, jedoch werden die Gläubiger nachrangig im Falle einer Insolvenz behandelt. Damit hat Crowd Investing einen ein ähnlich hohes Ausfallrisiko wie die Gründer selbst. Deshalb gibt es normalerweise zu einem festen – eher niedrigen – Zins für die Anleger die Möglichkeit an dem Erfolg deines Unternehmens beim Verkauf teilzuhaben. Gleichzeitig gibst du nicht wirklich Anteile ab und die Crowd hat auch kein Mitspracherecht.
  • Crowd Sourcing meint den Vorverkauf deiner Produkte. Beim Vorverkauf bietest du dein Produkt oder deine Dienstleistung zum Verkauf an, bevor sie überhaupt existieren. Du nutzt das eingenommene Geld, um deine Idee zu verwirklichen. Das gute an dem Vorverkauf ist, dass du damit siehst, ob sich irgendjemand für dein Produkt interessiert. Das heißt, du kannst deine Produktidee beschreiben, noch bevor du sie entwickelt hast und wenn es genügend Leute gibt, die Lust haben, dieses Produkt zu kaufen, dann hast du damit schon mal eine gesunde Kundenbasis. Und vielleicht kaufen diese dann auch noch weitere Produkte von dir.
VorteileNachteile
Zugang zu Kapital: Crowdfunding kann eine effektive Möglichkeit sein, Zugang zu Kapital zu erhalten, ohne durch die strengen Kreditanforderungen einer Bank gehen zu müssen.

Marketingeffekt: Neben der Finanzierung kann Crowdfunding einen starken Marketingeffekt haben. Menschen, die in dein Unternehmen investieren oder dein Produkt vorbestellen, können oft zu deinen größten Fans und Markenbotschaftern werden.

Risikominderung: Insbesondere durch den Vorverkauf kann das Risiko gemindert werden, da du die Marktakzeptanz testen kannst, bevor du viel Geld in die Produktion investierst.

Keine Schulden oder Eigenkapitalverlust (Vorverkauf): Beim Vorverkauf gehst du keine Schulden ein und verlierst keine Anteile an deinem Unternehmen.
Finanzielle Verpflichtungen (Crowd Lending und Crowd Investing): Bei diesen Formen von Crowdfunding hast du finanzielle Verpflichtungen gegenüber deinen Investoren. Du musst das geliehene Geld zurückzahlen oder Gewinne teilen.

Hohe Zinsen (Crowd Lending): Die Zinssätze für Crowd Lending können höher sein als bei anderen Finanzierungsoptionen.

Erfüllungsdruck (Vorverkauf): Sobald du Vorverkäufe getätigt hast, stehst du unter Druck, dein Produkt zu liefern. Nichterfüllung kann das Vertrauen deiner Kunden verlieren.

Erwartungsdruck (Crowd Investing): Obwohl die Investoren in der Regel kein Mitspracherecht in deinem Unternehmen haben, kann es dennoch zu Erwartungsdruck kommen.

Wie finanziere ich mein Unternehmen?

Ich habe mich entschieden, dass ich mein Unternehmen bootstrappe. Damit kann ich natürlich nicht zu Beginn meine große Vision umsetzen. Allerdings ist es mir dadurch möglich, volle Kontrolle über das Unternehmen zu erhalten und auch mir so viel Zeit zu nehmen, wie ich für mein Unternehmen brauche.

Diese Unabhängigkeit ist mir sehr wichtig, denn das Ziel meines Unternehmen ist es, eine nachhaltigere Welt zu schaffen. Das könnte ein Investor anders sehen. Deswegen habe ich mich fürs Bootstrappen entschieden und werde die Erlöse, die ich durch Verkäufe einnehme, wieder in das Unternehmen investieren. Gleichzeitig merke ich gerade, dass ich dadurch mir natürlich auch Wachstumschancen genommen habe und deshalb musste ich mein Unternehmen auch pivoten. Die langfristige Vision bleibt. Doch kurzfristig muss ich einen Umweg gehen.

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