Welchen E-Mail Marketing Anbieter wählen

Hat man sich entschieden, einen E-Mail Marketing Anbieter für den Versand seiner E-Mails zu nutzen, kommt die schwere Entscheidung, welchen E-Mail Marketing Anbieter man eigentlich wählen soll. Ich habe diesen Prozess mittlerweile schon etliche Male in verschiedenen Firmen mitgemacht und ich fand den immer viel zu aufwändig. Und zwar vor allem deshalb, weil es gar nicht klar war, worauf wir eigentlich schauen sollen. Deswegen gebe ich Euch hier eine Liste mit Kriterien, die aus meiner Sicht für Gründer bei der Auswahl eines E-Mail-Marketing Anbieters relevant sind. Die wichtigsten Kriterien sind:

  • hohe Zustellsrate
  • Europäischer Serverstandort
  • alle Mailtpyen aus einer Hand
  • einfaches Setup
  • kostenlose Ramp-up Phase

Hohe Zustellrate

Das wichtigste Kriterium aus meiner Sicht ist eine hohe Zustellbarkeit. Denn was nützt einem die schönste gestaltete Mail, wenn sie nicht im Postfach beim Kunden ankommen. Schaut man sich die Seiten der Anbieter an, haben sie laut eigener Aussage natürlich perfekte Auslieferungsraten. Deshalb sind die Anbieter nicht die beste Quelle, um den besten Anbieter herauszufinden.

Die Webseite EmailToolTester testet seit 2017 die Zustellbarkeit von verschiedenen E-Mail-Marketing-Anbietern. Im diesjährigen (2021) Test wurden 10 Anbieter getestet und die Zustellraten liegen zwischen 75% und 96%. Im Durchschnitt lag die Zustellrate bei den 10 getesteten Anbietern bei 89%.

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass zwischen dem besten und schlechtesten Anbieter fast 20%-Punkte liegen – 20% der E-Mails, die entweder im Spam landen oder nicht.

Europäischer Serverstandort

Das nächste Kriterium – der Standort der Server, über den die E-Mails versendet werden, mag etwas strittig sein. Doch ich halte dies für europäische Unternehmen für sehr relevant. Denn es zeichnet sich immer mehr ab, dass Kundendaten von Europäern auch in Europa verarbeitet und gespeichert werden sollen.

Gerade im Juli 2020 hat der EuGH mit Schrems II auch das Privacy Shield gekippt. Das Privacy Shield war eine Absprache zwischen EU und USA, dass in die USA transferierte Daten wie in Europa zu behandeln sind. Da es jedoch amerikanische Gesetze gibt, die Webanbieter zwingen können, Daten von Nichtamerikanern an die Regierung zu übergeben, sieht der EuGH die Daten nicht ausreichend geschützt und damit ist die Vereinbarung nichtig. Theoretisch können Kundendaten laut Art. 49 DSGVO weiterhin in die USA transferiert werden. Doch muss der Kunde dem explizit zustimmen nachdem er über das Risiko aufgeklärt wurde.

Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber mich nervt als Kunde bereits der Cookie-Banner. Wenn ich jetzt noch eine explizite Zustimmung für alle Daten geben soll, die in die USA transferiert werden, wäre ich noch mehr genervt. Um meinen Kunden die bestmögliche Nutzererfahrung zu geben und auch sicher zu stellen, dass ihre Daten sicher sind, empfehle ich einen Anbieter, die über Europäische Server versenden.

Damit fallen die ganzen großen amerikanischen Anbieter wie Mailchimp, Constant Contact oder ActiveCampaign bereits aus.

Alle E-Mailtypen aus einer Hand

Ich will mich als junges Unternehmen auf meine Kunden konzentrieren und nicht auf das Handling mehrerer Anbieter. Deshalb ist es mir wichtig, dass ein E-Mail-Marketing-Anbieter alle E-Mail-Typen aus einer Hand anbietet. Das bedeutet, dass ein Anbieter sowohl Transaktionsmails, Stand-Alone-Mails und Triggermails versenden kann.

Interessanterweise bietet zum Beispiel das beliebte Mailchimp gar keinen Versand von Transaktionsmails an. Dafür benötigt man dann noch Mandrill. Die beiden sind zwar so weit integriert, dass die Templates in Mailchimp erstellt werden können. Doch sie müssen dann noch einmal an Mandrill exportiert werden.

Glücklicherweise gibt es eine ganze Reihe Unternehmen, die alles aus einer Hand anbieten. Da werden die E-Mail-Templates und Statistiken für alle E-Mail-Arten an einer Stelle gesammelt. So habe ich einen Rund-um-Blick für meine Kunden.

Einfaches Set up

Als junges Unternehmen möchte ich einen Anbieter, welcher sofort verfügbar ist und den ich einfach in meine Systeme integrieren kann. Die größten E-Mail-Marketing Anbieter in Deutschland emarsys, Salesforce Marketingcloud und Episerver sind jedoch nur über Demos und Saleskontakte verfügbar. Sie zeigen nicht einmal Preise an und werben damit, dass sie einen bei der Integration begleiten.

Das mag für große Unternehmen, die sich Angebote einholen und einen mehrstufigen Auswahlprozess haben, sehr hilfreich und sinnvoll sein. Ein Gründer wird dadurch jedoch ausgebremst. Deshalb ist es für alle Gründer wichtig, gleich starten zu können.

Für mich persönlich ist noch wichtig, dass es eine vorgefertigte Integration in WordPress und WooCommerce gibt. Das heißt, es muss ein Plugin geben, mit dem die Kontakte und alle Felder automatisch synchronisiert werden und auch Transaktionsmails ohne viel Setup versendet werden.

Kostenlose Ramp Up Phase

Auch dieses Kriterium ist besonders für Gründer und Startups relevant. Denn als Gründer möchte man seine GuV nicht gleich mit Kosten belasten noch bevor man wirklich profitabel ist.

Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten, wie E-Mail-Marketing Anbieter mit dem Testen ihrer Angebote umgehen:

  • Anbieter, die eine bestimmt Anzahl Empfänger / E-Mails pro Monat kostenlos versenden
  • Anbieter, die einen kostenlosen Probemonat anbieten
  • Anbieter, die Demos anbieten.

Als Gründer möchte ich einen Anbieter aus der ersten Kategorie. Denn so habe ich genügend Zeit, um das System zu testen. Denn zu Beginn wollte ich zwar bereits die Systeme integrieren, damit ich zum Beispiel gleich E-Mails mithilfe einer Coming Soon Seite sammeln kann. Doch ich versende außer den Double Opt-in Mails noch keine E-Mails und habe mich erst etwas später intensiver mit der Plattform auseinander gesetzt.

Bei denjenigen E-Mail-Marketing Anbietern, die eine kostenlose Ramp Up Phase anbieten, gibt es eine große Spreizung, was sie in ihren kostenlosen Plänen anbieten – mal sind die Empfänger beschränkt, mal die versendeten E-Mails und mal beides. Üblich sind 1000 Abonnenten und ein paar Tausend E-Mails pro Monat. Da kommt man schon eine Weile hin.

weitere Kriterien

Wie ihr gesehen habt, sind unter meinen Top4 Kriterien nicht die üblichen verdächtigen Funktionen, mit denen die Anbieter werben. Der Hintergrund ist, dass sich bereits die Anzahl der Anbieter anhand der 4 fundamentalen Kriterien so stark reduzieren, dass ihr jetzt die Anbieter einfach mal ausprobieren könnt und sehen könnt, welcher Editor Euch am meisten zusagt. Denn jeder hat andere Präferenzen. Wir hatten zum Beispiel bei Skoobe Mitarbeiter, die total vom Mailchimp Interface begeistert waren während andere damit gar nichts anfangen können.

Empfehlung für E-Mail Marketing Anbieter: Brevo & mailjet

Basierend auf den oben genannten Kriterien empfehle ich allen Startups Brevo (vorher sendinblue) oder mailjet.

  • Beide Unternehmen haben ihre Server in der EU – Brevo sogar ausschließlich in Deutschland.
  • Beide sind einfach zu integrieren, bieten alle E-Mail Typen aus einer Hand an.
  • Beide haben eine kostenlose Ramp Up Phase mit 200 (mailjet) bzw. 300 (Brevo) E-Mails pro Tag an unbegrenzt viele Empfänger.

Bei der Zustellbarkeit liegt jedoch Brevo vorne. Brevo hat sogar die höchste Zustellrate mit 96% aller getesteten E-Mail Marketinganbieter. Mailjet liegt hier eher im Durchschnitt mit 90% Zustellrate.

Beide Anbieter wachsen auch mit und können problemlos eine Million Mails pro Monat für Euch versenden und sind dabei sogar noch recht günstig im Branchenvergleich mit 330€ / Monat (mailjet) bzw. 499€ / Monat (Brevo). Zum Vergleich: beim Branchenprimus MailChimp aus den USA zahlt man für die gleiche Leistung ca. 850 USD (inkl. 100k Transaktionsmails).

Alternative für WordPress-Nutzer: MailPoet

Habt ihr Euren Webauftritt mit WordPress und Euren Shop mit WooCommerce erstellt, lohnt sich ein Blick auf MailPoet. MailPoet wird von den Entwicklern von WordPress.com und WooCommerce.com entwickelt und ist direkt in WordPress integriert.

Für kleine Unternehmen mit weniger als 1.000 Abonnenten ist die Premiumversion kostenfrei. Damit könnt ihr auch die WooCommerce Templates anpassen, erhaltet umfangreiche Statistiken und habt einfache Triggermails mit integriert. Auch der Preis für größere Webseiten ist vollkommen ok mit 292€ pro Monat für 70.000 Abonnenten – bei seninblue würde das Versenden von 350.000 Mails 199€ kosten und bei Mailchimp ca. 470 USD.

Auch wenn Autmattic – die Firma hinter MailPoet eine amerikanische Firma ist, versendet sie die E-Mails über deutsche Mailserver. Außerdem ist MailPoet auch in Bezug auf den Datenschutz besonders interessant. Denn MailPoet ist ein natives WordPress Plugin. Ihr macht also alles in WordPress inklusive der Verwaltung Eurer E-Mail-Listen. Damit liegen die Daten Eurer Kunden und Interessenten ausschließlich auf Euren Servern. Lediglich die E-Mail-Adresse wird beim MailPoet Sending Service bei MailPoet für drei Monate gespeichert, um sicher zu stellen, dass Ihr Service funktioniert.

Das einzige, was ich bei MailPoet nicht herausfinden konnte, sind unabhängig getestete Zustellraten. Von sich selbst behaupten sie, dass sie 98% Zustellrate haben.

Ich persönlich habe mich für Brevo entschieden. Tatsächlich habe ich MailPoet erst später mehr Beachtung geschenkt und finde es auch sehr spannend – insbesondere, weil die gesamten Daten nur bei mir liegen und nicht noch zusätzlich bei einem anderen Anbieter.

Hier findet ihr eine Liste aller Anbieter, die ich mir angeschaut habe mit dem Kriterium, weshalb ich sie nicht berücksichtigt habe.

Nach oben scrollen