...

Unternehmen nachhaltig gestalten

Letzte Woche habe ich auf ClubHouse meine erste Diskussionsrunde moderiert. Das Thema der Diskussion war: „Unternehmen einfach nachhaltig gestalten“. Zunächst hoffte ich auf eine Sammlung von kleinen Ideen, die schnell umgesetzt werden können. Doch schnell ging es dazu über, wie Unternehmer das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen implementieren können und wie Unternehmer ihre Mitarbeiter für mehr Nachhaltigkeit motivieren können.

Kleine konkrete Ideen für nachhaltigere Unternehmen

Es ist eine große Aufgabe für einen Unternehmer, sein Geschäft komplett nachhaltig zu gestalten. Da fangen viele erst gar nicht an. Deshalb lohnt es sich, mit kleinen nachhaltigen Ideen zu beginnen. Diese lassen sich schnell umsetzen. Das motiviert für weitere Schritte. Hier findet ihr einige Ideen, wie man schnell nachhaltig starten kann:

Nachhaltige Energie

Nicht nur zu Hause, sondern auch im eigenen Unternehmen ist es sinnvoll, auf eine nachhaltige Energieversorgung umzusteigen. In einem Ökostromtarif muss der Versorger mindestens so viel Ökostrom produzieren / einkaufen wie er verkauft. Damit könnt ihr sicher sein, dass alles, was ihr an Strom verbraucht nachhaltig produziert wird. Hier gibt es eine Liste von Ökostrom-Anbietern. Übrigens kann man bei vielen Stadtwerken auch einfach den Tarif wechseln.

Nachhaltige Bank

Auf den ersten Blick ist es nicht ersichtlich, warum eine nachhaltig Bank so wichtig ist. Banken finanzieren sehr viele Unternehmensprojekte. Damit haben sie einen großen Einfluss auf die Nachhaltigkeit. Eine nachhaltige Bank investiert die bei ihr getätigten Einlagen ausschließlich in nachhaltige Projekte und Unternehmen. Das bedeutet übrigens auch, dass ihr auch nur dann einen Kredit von einer dieser Banken erhaltet, wenn ihr ein nachhaltiges Projekt umsetzt. Hier gibt eine eine Liste von nachhaltigen Banken.

Nachhaltig das Büro ausstatten

Nachhaltig einzukaufen ist ein weiteres Feld. Das kann recht aufwändig werden, wenn ihr für jeden Artikel neu recherchieren müsst. Deshalb nehmt Euch am besten eins nach dem anderen vor.

Snacks: Bietet ihr Euren Mitarbeitern Obst/Snacks an, gibt es in den meisten Städten Obst- und Gemüsekisten (z.B. Ökokiste). Ihr könnt auch in Eurem nächsten unverpackt Laden starten.

Büromaterialien: Für Büromaterialien gibt es mittlerweile auch spezialisierte Portale bzw. kann man danach bei einigen Anbietern filtern. Hier ist eine Liste von Shops, bei denen man nachhaltige Büromaterialien bestellen kann.

Getränke: Ihr könnt Eure Mitarbeiter sehr leicht mit Wasser versorgen, wenn Ihr einen Wasserspender mit Festwasseranschluss installieren lasst.

Büromöbel: Startet ihr ganz neu, könnt ihr zum Beispiel nach gebrauchten Möbeln Ausschau zu halten. Achtet jedoch bei jedem Kauf darauf, dass die Möbel auch „objektfähig“ sind. Denn nicht jedes nachhaltige Möbelstück ist auch für den täglichen Einsatz im Büro geeignet. Möbel für zu Hause verschleißen viel schneller. Am nachhaltigsten sind die Möbel, die man lange hat. Größere Unternehmen können sich auch vom Innenarchitekten beraten lassen. Die kennen sich damit normalerweise aus.

Nachhaltig die Webseite gestalten

Für das Hosting fällt viel Energie an. Cloud-Dienste sind dabei Energie-effizienter als eigene Server.

Kleine Projekte Projekte kann man gut bei Unternehmen wie 1&1 oder Goneo hosten. Beide haben eine Nachhaltigkeitsstrategie und 100% Ökostrom in ihren deutschen Rechenzentren.

Größere Projekte brauchen mehr Power – da kommen in Bezug auf Skalierbarkeit nur einer der großen 3 in Frage, wobei in Bezug auf Nachhaltigkeit nur Google Cloud und Microsoft Azure zu empfehlen sind.

Nachhaltig reisen & pendeln

Ganz offensichtlich ist der Umstieg vom Flugzeug auf die Bahn bei Reisen innerhalb Deutschlands, auch wenn dies wahrscheinlich etwas teurer ist. Ihr könnt Eure Mitarbeiter motivieren, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen, indem ihr Tickets dafür unterstützt.

Für alle Nicht-Vertriebler ist auch kein Firmenwagen notwendig und glücklicherweise auch nicht mehr so hoch geschätzt als Goodie.

Insgesamt haben es Startups wahrscheinlich etwas einfacher als etablierte Betriebe, ihr Unternehmen nachhaltig zu gestalten. Sie müssen alles neu aufbauen und Anbieter suchen müssen – da kann es auch gleich ein nachhaltiger sein.

Nachhaltigkeit im Unternehmen implementieren

Nicht jeder in der Diskussion vertrat die These, dass es sinnvoll ist, mit kleinen Dingen zu starten, um sein Unternehmen nachhaltig zu gestalten. Eine Idee war es, statt sich mit dem Kleinkram zu verzetteln lieber die großen Hebel zu identifizieren und dann mit Vollgas dieses eine Projekt umzusetzen.

Bei manchen Unternehmen ist es recht einfach, diesen großen Hebel zu sehen wie z.B. bei Fluglinien mit ihrem hohen Schadstoffausstoß durch Kerosin. Die Lufthansa hat da z.B. mit compensaid eine Tochterfirma gegründet, die das Problem lösen möchte. Kunden aller Airlines können über die Plattform den Differenzpreis zwischen konventionellen Kerosin und synthetischem Kerosin zahlen. Synthetisches Kerosin reduziert den CO2-Ausstoß angeblich um 80%. Mit dem eingenommenen Geld erwirbt die Lufthansa dann synthetisches Kerosin für ihre eigenen Flüge. Warum sie jedoch nicht komplett auf das vermeintlich bessere Kerosin umsteigen? Ich verstehe es nicht. Klar, das wären höhere Kosten und damit müssten die Flugpreise steigen. Wenn man annimmt, dass Kerosin ca. 25% der operativen Kosten beträgt und das synthetische Kerosin derzeit 3 Mal mehr kostet, dann müsste sich der Flugpreis um 50% erhöhen. Das klingt erst mal extrem viel. Und im internationalen Wettbewerb ist dies vielleicht auch nicht sofort möglich. Doch die Lufthansa hat eine ganze Menge Monopolstrecken, bei denen sie beginnen könnten. Gleichzeitig könnte sich das Unternehmen als ernsthaft der Nachhaltigkeit verschrieben positionieren. Und wir bekämen als Endverbraucher endlich mal ansatzweise ein Gefühl, wie teuer Fliegen für uns tatsächlich ist.

Unternehmen mit OKR nachhaltig gestalten

Bei vielen anderen Unternehmen sind die Hebel nicht so klar. Einen sehr umfassenden Ansatz, um Nachhaltigkeit im Unternehmen zu implementieren, praktiziert Phat Consulting. Das Unternehmen hat sich zunächst die Sustainable Development Goals (SDG) der UN zur Hand genommen und für ihr Unternehmen entschieden, welches die Ziele sind, bei denen Ihr Unternehmen etwas beitragen kann. Damit stellt sich das Unternehmen in einen größeren Kontext.

Im Anschluss haben sie Workshops zu den Zielen aufgesetzt. In diesen haben die Mitarbeiter Ideen gesammelt, was Phat Consulting alles tun kann, um das SDG zu unterstützen. Das Ergebnis der Workshops wurde dann in die unternehmensweiten OKR mit aufgenommen. Die Mitarbeiter organisieren ihre Initiativen selbstständig, um die Ziele zu erreichen.

Unternehmen gleich vom Anfang an nachhaltig gestalten

Für Startups mit wenigen Mitarbeitern ist das Führen mit Zielen a la OKR nicht immer praktikabel. Gleichzeitig gibt es in Startups eine große Chance, sie von Anfang gleich nachhaltig zu gestalten.

Man kann bei jeder Anstellung darauf achten, dass die Mitarbeiter eine ähnliche Einstellung haben. Dann kann auch jeder Mitarbeiter gebeten werden, bei jeder Entscheidung Nachhaltigkeit zu berücksichtigen wie melon. Das Team um Gründerin und Geschäftsführerin Cornelia Weinzierl trifft sich zudem einmal pro Woche, um auch darüber zu reflektieren, was das Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit noch besser machen kann.

Alle Teilnehmer der Diskussion berichten, dass Unternehmen nicht nebenbei nachhaltig werden, sondern dass sie dem Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen viel Zeit und Raum einräumen.

Mitarbeiter zu einem nachhaltigen Verhalten motivieren

Nachhaltigkeit ist eine Reise und niemand – auch kein Unternehmen – wird über Nacht nachhaltig. Will man sein Unternehmen komplett nachhaltig gestalten, ist es natürlich wichtig, auch die Mitarbeiter über die Ziele hinaus mitzunehmen.

Am wichtigsten seid Ihr Unternehmer als Vorbild. Wenn Ihr selbst mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln ins Büro kommt und selbst auch im Privaten nachhaltig handelt, erkennen Eure Mitarbeiter, dass es Euch Ernst ist.

Ein erhobener Zeigefinger hilft dagegen wenig. Das führt nur zu einer inneren Abwehrhaltung. Direkte Anweisungen werden zwar ausgeführt, aber das Thema Nachhaltigkeit wird so nicht mitgedacht und auch nicht nach vorne gebracht.

Und die Erfahrung zeigt auch, dass es einfacher ist, Mitarbeiter zu motivieren, etwas Gutes zu tun. Dies gilt insbesondere, wenn sich Mitarbeiter die Initiativen selbst aussuchen können, an denen sie mitarbeiten wollen.


Nicht alle sind Unternehmer. Seid ihr Mitarbeiter und Eure Geschäftsführung beschäftigt sich noch nicht mit dem Thema Nachhaltigkeit, könnt ihr Euch bei employees for future informieren. Employees for future bauen ein Wiki zum Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen auf. Da gibt es auch Tipps, wie ihr die Geschäftsführung überzeugen könnt.

Interessiert ihr Euch dafür, selbst einen ClubHouse Room zu moderieren? Schaut Euch mein letztes YouTube-Video an. In dem Video nehme ich Euch mit zu meiner Vorbereitung sowie meinen Learnings aus meiner ersten ClubHouse Moderation:

Meine Learnings aus meiner ersten ClubHouse Moderation
Nach oben scrollen
Seraphinite AcceleratorOptimized by Seraphinite Accelerator
Turns on site high speed to be attractive for people and search engines.