Zusammenfassung des Greenhouse Gas Protocol

Der Greenhouse Gas Protocol Corporate Accounting and Reporting Standard bietet eine Schritt für Schritt-Anleitung für Unternehmen, um ihre Treibhausgasemissionen zu quantifizieren und zu berichten. Grundsätzlich kann jedes Unternehmen nach diesem Standard seine Treibhausgasbilanz erstellen. Doch viele Regelungen sind spezifisch für Konzerne mit Tochtergesellschaften und Joint Ventures. Dies macht den Standard auch zu so einem umfangreichen Dokument.

In diesem Artikel fasse ich den Standard einmal zusammen.

Wenn ihr ihn komplett lesen wollt, könnt ihr ihn auf der Greenhouse Gas Protocol Seite runterladen: https://ghgprotocol.org/corporate-standard#supporting-documents

Dieser Artikel ist genauso strukturiert wie der Standard. Im Greenhouse Gas Protocol sprechen sie immer von einem Greenhouse Gas Inventory. Im Deutschen nutze ich dafür manchmal Treibhausgasbilanz und manchmal Treibhausgasinventar. Es ist nicht vergleichbar mit der Bilanz oder dem Inventar in der Finanzbuchhaltung, denn es beinhaltet im Endeffekt nur die Emissionen eines Unternehmens in einem Jahr nach verschiedenen Kriterien runter gebrochen.

1. GHG Accounting and Reporting Principles

Der Greenhouse Gas Protocol Corporate Standard beginnt mit einem Kapitel über die Prinzipien der Rechnungslegung. Das Ziel ist es, die Treibhausgasemissionen möglichst wahr und fair darzustellen. Die 5 Prinzipien sind denen der Finanzbuchhaltung angelehnt.

Relevanz: Relevant bedeutet, dass interne und externe Stakeholder Entscheidungen auf dem Reporting basieren können. Deshalb sind die Grenzen des Reporting nicht notwendigerweise die rechtlichen Einheiten. Einflussfaktoren: Organisationsstruktur, Operative Grenzen, Kontext

Vollständigkeit: Es sollen alle Emissionen eingeschlossen sein innerhalb definierter Grenzen. Ausschlüsse müssen begründet sein. Ein Ausschluss allein über das Volumen ist nicht sinnvoll. Denn um zu bestimmen, ob das Volumen unter der Wesentlichkeitsgrenze liegt, muss es bestimmt werden. Damit kann es dann auch berichtet werden.

Konsistenz: Methoden sollen im Zeitverlauf gleich bleiben, um sinnvolle Vergleiche ziehen zu können. Alle Änderungen am Datenset, an den Grenzen, Methoden und anderen relevanten Effekten sollen dokumentiert werden.

Transparenz: Veröffentlichen aller relevanten Annahmen und Quellen bzgl. Daten und Methoden

Genauigkeit: Eine genaue Messung ist zu bevorzugen, ist aber nicht immer praktikabel. Stattdessen kommen auch Schätzungen und Berechnungen zum Einsatz. Es ist sicher zu stellen, dass die Bewertung nicht systematisch verzerrt ist und dass Unsicherheiten soweit wie möglich reduziert werden.

2. Business Goals and Inventory Design

In diesem Abschnitt geht es darum, warum jemand überhaupt eine Treibhausgasbilanz erstellen sollte. Typische Ziele sind:

  • Risiken im Zusammenhang mit den Treibhausgasemissionen und Optionen zu deren Verringerung identifizieren
  • Emissionsdaten im Rahmen von freiwilligen Programmen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen veröffentlichen
  • Emissionen im Rahmen von verpflichtenden Berichten veröffentlichen
  • Emissionen für die Teilnahme an Emissionsmärkten berichten
  • der Öffentlichkeit frühe freiwillige Aktionen zeigen

Um die Ziele besser einordnen zu können: Der Standard wurde 2004 veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Europa noch keine Verpflichtung, Treibhausgasemissionen zu veröffentlichen und das Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz trat gerade in Kraft. Wer heute anfängt, seine Emissionen zu veröffentlichen kann nicht mehr von frühen freiwilligen Aktionen sprechen 😉

Heute relevanter als damals ist, dass Versicherungen, Banken, Shareholder und rechtliche Regelungen Unternehmen dazu bringen, sich mit ihren Emissionen zu beschäftigen.

Dabei steht das Messen an erster Stelle, denn was gemessen werden kann, kann auch gemanaged werden. Werden Emissionen erhoben können Unternehmen dadurch die effektivsten Methoden zur Reduktion identifizieren. Dies kann zu einem effizienterem Einsatz von Material und Energie führen. Das wiederum kann zu niedrigeren Produktionskosten führen.

Der Standard lässt offen, ob die Treibhausgasemissionen als Stand Alone Report oder als Teil von Öko- oder Nachhaltigkeitsreports veröffentlicht werden.

3. Setting Organizational Boundaries

Der erste Schritt ist es, Organizational Boundaries = Unternehmensgrenzen zu bestimmen. Dies ist nur relevant für Konzerne, die ihre Treibhausgasemissionen in einer Konzern-Treibhausgasbilanz konsolidieren.

Es gibt drei Ansätze für die Konsolidierung: equity share, financial control und operational control approach. Wenn alle Operations einem Unternehmen gehören, sind alle Ansätze identisch. Im Falle von Joint Ventures muss man sich für einen entscheiden.

  1. Equity share: das Unternehmen nimmt von der joint operation so viel auf die eigene CO2-Bilanz wie sie Anteile (economic substance) hat.
  2. Control approach: das Unternehmen, das die Kontrolle über die joint operations hat, übernimmt 100% der Emissionen.
    • Finanzkontrolle: Um finanzielle Kontrolle zu bestimmen, werden die IFRS Kriterien herangezogen.
    • operative Kontrolle: Operative Kontrolle bedeutet, dass man die Autorität hat, operative Maßnahmen einzuführen und durchzusetzen.

Damit die Konzerntreibhausgasbilanz konsistent ist, muss für alle Tochtergesellschaften der gleiche Ansatz gewählt werden. Spannend ist es, wenn bei einem Joint Venture die beiden Mutterunternehmen unterschiedliche Ansätze verfolgen. Dann müssen sich die beiden Mutterunternehmen einigen, wer und zu wie viel % die Treibhausgasemissionen des Joint Ventures berichtet.

Das Greenhouse Gas Protocol gibt auch einige Kriterien, welcher Ansatz in welchem Fall sinnvoll ist:

  • Wirtschaftliche Realität widerspiegeln → equity share approach
  • Reporting für Regierungsprogramme oder Emissionszertifikatehandel → operational control approach
  • Risikomanagement, um zukünftige mit Treibhausgasen verbundene Ausgaben zu identifizieren → equity share approach
  • Alignment with financial accounting: zukünftige financial accounting standards könnten Treibhausgasemissionen als Verbindlichkeiten behandeln → equity share / financial control approach
  • Management information und Performance tracking → operational control
  • Kosten der Datenerhebung → control approach
  • Vollständigkeit ist einfacher zu gewährleisten, wenn man Bereiche klar abgrenzen kann → equity share / financial control approach

4. Setting Operational Boundaries

Im nächsten Schritt werden die Operational Boundaries = funktionale Grenzen bestimmt. Damit wird definiert, welche Treibhausgasemissionen mit einbezogen und als direkte und indirekte Emissionen klassifiziert werden. Was als direkte oder indirekte Emissionen definiert wird, hängt davon ab, wie die Unternehmensgrenzen gesetzt wurden:

  • Direkte Treibhausgasemissionen sind Emissionen aus Quellen (Maschinen/Gebäude), die direkt dem Unternehmen gehören.
  • Indirekte Treibhausgasemissionen sind Emissionen, die aus den Aktivitäten des Unternehmens resultieren. Die Quellen (Maschinen / Gebäude) gehören gehören jedoch jemanden anders.

Das Greenhouse Gas Protocol führt ein Scope-Modell ein. Es gibt 3 Scopes, die klar voneinander abgegrenzt werden. Unternehmen sollen Emissionen aus den Scopes getrennt voneinander ausweisen. Denn z.B. die Scope 2 Emissionen eines Unternehmens sind die Scope 1 Emissionen eines anderen Unternehmens. Scope 3 Emissionen sind für Unternehmen nur auf Produktebene relevant bzw. um die Lieferkette zu optimieren. Da sie außerhalb ihrer eigenen Kontrolle stehen, müssen sie nicht in der Treibhausgasbilanz erscheinen.

Innerhalb der Scopes soll noch einmal auf operative Einheiten runter gebrochen werden – vor allem um eine Vergleichbarkeit im Zeitverlauf zu ermöglichen. Denn die operativen Einheiten ändern sich im Zeitverlauf. Mögliche Berichtseinheiten: Business Unit, Betriebsstätte, Geographische Region, Treibhausgasquelle, Aktivitätstyp, Treibhausgastyp.

Scope 1 Direkte Treibhausgasemissionen:

Dies sind die Treibhausgasemissionen, die im Unternehmen direkt anfallen. Diese resultieren aus diesen Aktivitäten:

  • Erzeugung von Strom, Wärme oder Dampf
  • Physische oder chemische Prozesse
  • Transport vom Material, Produkten, Abfall und Mitarbeitern mit eigenen (oder geleaste) Fahrzeugen
  • Flüchtige Emissionen (durch Lecks)

Scope 1 Emissionen entstehen vor allem bei Produktionsunternehmen. Die meisten Bürobasierten Unternehmen haben keine Scope 1 Emissionen.

Scope 2 Energiebasierte indirekte Treibhausgasemissionen:

Emissionen, die entstehen, dass Energie (Strom, Wärme, Dampf) für den Betrieb eigener Maschinen und Gebäude eingekauft wird. Scope 2 wird deshalb separat ausgewiesen und nicht in Scope 3 integriert, weil das eigene Unternehmen hier einen großen Hebel hat – sowohl dadurch, dass Ökostrom gewählt wird als auch, dass die eigenen Prozesse/Verhalten angepasst werden, damit weniger Strom verbraucht wird.

Scope 3 Andere indirekte Treibhausgasemissionen:

Reporting ist freiwillig: es ist automatisch eine Doppelzählung und schwierig zu erfassen, da es nicht im eigenen Wirkbereich liegt. Im Scope 3 ist es sinnvoll, sich auf 1-2 wesentliche Aktivitäten zu fokussieren – das bringt mehr Transparenz als eine Erfassung jeder kleinen Emission.

  • Wertschöpfungskette mit Treibhausgasemissionsquellen beschreiben
  • Bestimmen, welche Scope3 Kategorien relevant sind, z.B. weil sie wahrscheinlich groß sind im Verhältnis zu den Scope 1 und 2 Emissionen sind, sie risikoreich sind, sie als kritisch durch Stakeholder wahrgenommen werden, sie können durch das Unternehmen beeinflusst werden.

Datenqualität ist oft niedriger bei Scope 3 als in den anderen Scopes, wichtiger als absolute Genauigkeit ist die Größenordnung und die Identifikation der Treiber der Treibhausgasemissionen.

Emissionen im Scope 3 können aus folgenden Aktivitäten resultieren:

  • Förderung und Produktion von Material und Brennträgern
  • Transportbezogene Aktivitäten in fremden Fahrzeugen
    • Transport von bezogenen Material und Waren
    • Transport von bezogenen Brennstoffen
    • Mitarbeiterreisen und An-und Abreisen
    • Transport von verkauften Produkten
    • Transport von Müll
  • Strombezogene Aktivitäten außerhalb von Scope2
    • Abbau, Produktion und Transport von Brennstoffen
    • Kauf von Strom, der an einen Endnutzer verkauft wird
    • Strom, der durch das Stromnetz verloren geht
  • Geleaste Maschinen, Franchises und outgesourcte Aktivitäten
  • Nutzung der verkauften Produkte und Services
  • Abfall
    • Beseitigung von Abfall aus der eigenen Produktion
    • Beseitigung von Abfall aus der Produktion bezogener Materialien und Brennstoffe
    • Beseitigung von verkauften Produkten am Ende ihrer Lebenszeit

Eine Besonderheit für Versorgungsunternehmen: Die Emissionen, die durch den Energieverlust aus dem Netz entstehen, sind ihren Scope2 Emissionen zuzurechnen.

5. Tracking Emissions Over Time

Die Treibhausgasbilanz wird häufig dazu genutzt, um einen Fortschritt bei der Reduktion der Treibhausgase zu zeigen. Dafür braucht es ein Basisjahr. Als Basisjahr sollte das früheste Jahr genommen werden, für das es zuverlässige Daten gibt. Für Unternehmen, die stark durch Akquisitionen wachsen, kann das Basisjahr auch rollierend angepasst werden. Die meisten Regierungsprogramme verlangen ein fixes Basisjahr.

Die Treibhausgasbilanz kann rückwirkend angepasst werden, um Veränderungen abzubilden und eine Vergleichbarkeit mit dem aktuellen Jahr herzustellen. Anspassungsgründe sind:

  • strukturelle Änderungen z.B. M&A, Verkäufe, Outsourcing und Insourcing Emissionsintensiver Aktivitäten
  • Veränderungen in der Berechnungsmethode oder Verbesserungen in der Genauigkeit der Emissionsfaktoren
  • Entdecken wesentlicher Fehler

Im Standard gibt es keinen Hinweis, was wesentlich ist. California Climate Action Registry sieht 10% als wesentlich an.

Bei der Anpassung soll immer das gesamte Jahr angepasst werden und nicht nur die verbleibenden Monate, damit nicht im Folgejahr auch noch Anpassungen gemacht werden müssen.

Wenn die akquirierte Einheit im Basisjahr noch nicht existierte, muss das Basisjahr nicht angepasst werden, da es eine “neue” Emissionsquelle darstellt.

6 Identifying and Calculating GHG Emissions

Bisher war alles nur Vorgeplänkel. In diesem Kapitel beschreibt das Greenhouse Gas Protocol, wie man seine Treibhausgasemissionen identifiziert und berechnet. Ja, berechnet. Denn in den meisten Fällen ist es nicht möglich, die Treibhausgasemissionen zu messen.

Schritte:

  • Identifizieren der Quellen für Treibhausgase
  • Auswählen des Berechnungsansatzes
  • Aktivitätsdaten sammeln und Emissionsfaktoren auswählen
  • Berechnungstools anwenden
  • Konsoldieren auf Unternehmensebene

Emissionsquellen identifizieren

Quellen sollen entsprechend der drei Scopes identifiziert werden und kommen normalerweise aus den 4 Kategorien:

  • stationäre Verbrennung: z.B. Boiler, Turbinen…
  • mobile Verbrennung z.B. Autos, LKW…
  • Prozessemissionen z.B. Cracking, Verkalken…
  • Flüchtige Emissionen z.B. Lecks

Während Produzenten der Öl und Gasindustrie oder der chemischen Industrie normalerweise alle 4 Kategorien als Scope 1 Emissionen ausweisen, haben viele Serviceunternehmen gar keine Scope 1 Emissionen.

Berechnungsansatz auswählen

Da Treibhausgasemissionen normalerweise nicht direkt gemessen werden, müssen sie basierend auf einer Stoffbilanz bzw. Mengenbilanz von chemischen Reaktionen (stöchiometrische Bilanz) berechnet werden. Dazu werden dann Emissionsfaktoren angewendet. Emissionsfaktoren sind berechnete Verhältnisse von Emissionen bezogen auf bestimmte Aktivitäten oder Quellen.

The IPCC guidelines (IPCC, 1996) refer to a hierarchy of calculation approaches and techniques ranging from the application of generic emission factors to direct monitoring.

Eine gute Praxis stellt die Bestimmung der Emissionsdaten basierend auf Brennstoffverbrauch dar. Dieser ist meist in der Finanzbuchhaltung dokumentiert. Darauf können dann entweder basierend auf dem Kohlenstoffgehalts des Brennstoffs oder basierend auf Stichproben die Emissionen bestimmt werden.

Aktivitätsdaten sammeln und Emissionsfaktoren bestimmen

Scope1 Emissionen: meist basierend auf den veröffentlichten Emissionsfaktoren der bezogenen Mengen von Brennstoffen wie Gas oder Öl

Scope2 Emissionen: meist basierend auf den veröffentlichten Emissionsfaktoren des gemessenen Stromverbrauchs

Scope 3 Emissionen: hauptsächlich basierend auf Aktivitätsdaten wie Kraftstoffverbrauch, Passenger Miles und veröffentlichter Emissionsfaktoren von Dritten.

Berechnungstools anwenden

Das Greenhouse Gas Protocol veröffentlicht eine Menge an Berechnungstools: https://ghgprotocol.org/calculation-tools

  • Sektorübergreifende Tools: stationäre Verbrennung, mobile Verbrennung, HCF Nutzung in Kühlung, Messen und Schätzen von Unsicherheiten für Treibhausgasemissionen
  • Sektorspezifische Tools: z.B. Aluminium, Eisen und Stahl, Zement, Öl und Gas, Papier, Bürobasierte Organisationen

Konsolidieren auf Unternehmensebene

Daten können entweder zentralisiert erhoben werden oder dezentral und müssen dann konsolidiert werden. Zentralisiert können sie erhoben werden, wenn die Daten hauptsächlich auf Daten aus dem Einkauf (wie z.B. Kraftstoff- oder Stromeinkauf) stammen.

Eine dezentrale Erfassung ist aufwändiger und teurer, kann jedoch notwendig sein, wenn

  • Berechnungen detailliertes Wissen benötigen, welches Equipment genutzt wird,
  • Berechnungsmethoden variieren,
  • Prozessemissionen einen großen Anteil an den gesamten Emissionen haben,
  • Lokale Gesetzgebung einen Bericht auf Betriebsstätte erfordert

Um es zu organisieren, muss man:

  • Ressourcen einplanen, die Mitarbeiter in den Betriebsstätten schulen und sie überprüfen
  • ein Nutzerfreundliches Tool zur Berechnung und Berichten zur Verfügung stellen

Idealerweise integrieren Unternehmen ihr Treibhausgasreporting in bestehende Reportings.

Mittlerweile bietet dafür SAP auch ein Modul an, damit die Finanzdaten und Emissionsdaten miteinander in einem System verknüpft sind.

Reporting sollte enthalten:

Generell Daten

  • Kurze Beschreibung der Emissionsquellen
  • Liste & Begründung für Einbeziehen / Ausschließen von Quellen
  • Vergleichsinfo über Jahre
  • Berichtszeitraum
  • Trends in den Daten
  • Fortschritt bei Zielen
  • Jegliche Unsicherheiten in den Daten und Ideen, wie sie verbessert werden können
  • Events & Veränderungen, die Daten beeinflussen (M&A, Technologie, Berichtsgrenzen, Berechnungsmethoden)

Zentral erhobene Daten

  • Aktivitätsdaten für Transport (z.B. Fracht in Tonnenkilometern)
  • Aktivitätsdaten für Prozessemissionen (z.B. Tonnen Müll, Produzierte Einheiten)
  • Aufzeichnungen aller Berechnungen, um Aktivitätsdaten zu gewinnen
  • Lokale Emissionsfaktoren für Brennstoff zu CO2 oder Strom zu CO2

Dezentral erhobene Daten

  • Berechnungsmethoden
  • Kennzahlen
  • Quellen für Daten insb. Emissionsfaktoren

7. Managing Inventory Quality

In diesem Kapitel des Greenhouse Gas Protocol geht es darum, wie ein Qualitätsmanagement-System aussehen kann, welches die Fehler in der Treibhausgasbilanz vermeidet bzw. korrigiert. Die Qualität der Treibhausgasbilanz wird durch die 5 Prinzipien Relevanz, Vollständigkeit, Konsistenz, Transparenz und Genauigkeit bestimmt.

Allgemeine Maßnahmen

Die größte Herausforderung ist das Sammeln von Aktivitätsdaten hoher Qualität. Folgende Maßnahmen helfen dabei:

  • Brennstoffverbrauchsdaten in Energieeinheiten umrechnen bevor ein Kohlenstoffgehaltsemissionsfaktor angewendet wird
  • Datensammelprozesse aufsetzen, die die gleichen Daten jedes Jahr erfassen können.
  • Daten aus dem aktuellen Jahr mit dem historischen Trend vergleichen und Abweichungen (>10%) nachgehen / erklären
  • Aktivitätsdaten von aus verschiedenen Quellen mit den eigenen Daten abgleichen (z.B. Regierungsumfragen, Daten von Handelsorganisationen)
  • Aktivitätsdaten ermitteln, die für andere Zwecke als den der Treibhausgasbilanz erhoben werden.
  • Checken, dass erneute Berechnungen des Basisjahrs konsistent sind
  • Checken, dass die Unternehmensgrenzen und operativen Grenzen konsistent bei der Datenerhebung angewandt werden
  • Nach Biases suchen (z.B. durch Experten)

Emissionsfaktoren und andere Parameter

Berechnungen basieren im Allgemeinen auf Emissionsfaktoren und ähnlichem (z.B. Nutzungsfaktoren, Oxidationsraten, Methankonversationsfaktoren). Diese Faktoren werden teilweise veröffentlicht oder sind Prozessspezifisch.

Umgang mit Unsicherheiten

Es gibt zwei Arten von Unsicherheit: wissenschaftliche Unsicherheit und Schätzungsunsicherheit

Wissenschaftliche Unsicherheit entsteht, wenn der tatsächliche Prozess, wie die Emissionen entstehen oder entzogen werden, nicht komplett verstanden wird. Z.B. sind noch viele direkte und indirekte Faktoren mit dem Global Warming Potentials eines Treibhausgases noch unsicher (das wirkt sich auf den Umrechnung in CO2-Äquivalente aus). Es ist sehr aufwändig und liegt meist außerhalb der Fähigkeiten von Unternehmen.

Schätzungsunsicherheiten entstehen bei der Datenerhebung und -berechnung. Diese unterteilen sich noch einmal in Modellunsicherheiten und Parameterunsicherheiten:

  • Modellunsicherheiten: beziehen sich darauf, ob die Modelle korrekt rechnen (Aufwand auch meist außerhalb der Fähigkeiten von Unternehmen)
  • Parameterunsicherheiten: beziehen sich auf die Inputdaten. Diese können durch statistische Analysen, Messgeräte und Experteneinschätzungen bewertet werden.

Unternehmen werden sich hauptsächlich mit Parameterunsicherheiten beschäftigen. Da sie häufig auf Expertenmeinungen beruhen, haben die Unsicherheitsschätzungen eine subjektive Komponente. Deshalb sind sie nicht objektiv vergleichbar. Dennoch sollte eine Unsicherheitsabschätzung vorgenommen werden, um:

  • den Prozess zu verbessern
  • die Unsicherheiten besser zu verstehen, sie auszumerzen und die Qualität der Treibhausgasbilanz zu erhöhen

8. Accounting for GHG Reductions

In diesem Kapitel betrachtet das Greenhouse Gas Protocol, wie mit niedrigeren Treibhausgasemissionen umgegangen werden soll.

Emissionen können in Scope 1, 2 und 3 reduziert werden. Diese sollten separat in den folgenden Kategorien dokumentiert werden:

  • Akquisitionen und Verkäufe
  • Schließungen
  • Echte Reduktionen (z.B. höhere Effizienz, andere Materialien oder Brennstoffe)
  • Weniger Produktion
  • Veränderungen in den Berechnungsmethoden

Dazu kommen noch Projektbasierte Reduktionen, die sogenannten Offsets oder Kompensationen. Die Kompensationen müssen separat ausgewiesen werden und dürfen nicht mit den Emissionen des Unternehmens direkt verrechnet werden. Damit Kompensationen überhaupt aufgenommen werden dürfen, müssen sie folgende Kriterien erfüllen:

  • Die Reduktion durch das Projekt wird bestimmt als Emissionen mit dem Projekt abzüglich der Basis. Das ist anders als sonst, wo die absoluten Werte des Unternehmens berichtet werden und nicht die Differenz zum Basisjahr
  • Auswahl eines Basisszenarios und Emissionen: Basis ist, was ohne das Projekt passiert wäre.
  • Zeigen, dass das Projekt wirklich zusätzlich ist und nicht sowieso passiert wäre
  • Secondary Effekts bestimmen wie z.B. unerwartete Nebenwirkungen, Veränderung in der Verfügbarkeit eines Produkts oder Services
  • Langfristigkeit: einige Reduktionsbemühungen wie z.B. Aufforstung oder Capture in Untergrundreservoirs könnten zeitlich begrenzt sein und z.B. durch Waldbrände könnte das CO2 wieder freigesetzt werden.
  • Doppelzählungen müssen vermieden werden

9. Reporting GHG Emissions

Ein Report (Treibhausgasbilanz) soll folgende Infos enthalten:

  1. Beschreibung des Unternehmens und der Berichtsgrenzen
    1. Outline der Unternehmensgrenzen inkl. des gewählten Konsolidierungsansatzes
    2. Outline der operativen Grenzen und wenn Scope 3 enthalten ist, eine Liste der Aktivitäten, die enthalten sind
    3. Berichtszeitraum
  2. Informationen über Emissionen
    1. Gesamte Scope 1 und 2 Emissionen unabhängig von irgendwelchen Zertifikaten
    2. Emissionsdaten separat je Scope
    3. Emissionsdaten für alle 6 Treibhausgase in Tonnen und in Tonnen CO2-Äquivalente
    4. Basisjahr und ein Emissionsprofil im Zeitverlauf (inkl. Policy für eventuelle Anpassungen des Basisjahrs)
    5. Kontext für wesentliche Veränderungen der Emissionen, die Neuberechnungen des Basisjahres erfordern (M&A, Outsourcing/insourcing, Berichtsgrenzen, Berechnungsmethoden)
    6. Emissionsdaten für direkte CO2-Emissionen aus Biomasse separat von den Scopes
    7. Berechnungs- und Messmethoden mit Referenz / Link, welches Tool genutzt wird
    8. Jegliche Ausschlüsse von Quellen, Betriebsstätten oder operativen Einheiten

Optionale Infos

  1. Informationen zu Emissionen und Performance
    1. Emissionen von relevanten Scope 3 Aktivitäten, für die es zuverlässige Daten gibt
    2. Runter brechen von Emissionsdaten sofern es der Transparenz hilft z.B. nach Business Unit, Betriebsstätte, Land, Emissionsquellen und Aktivitätstypen
    3. Emissionen, die mit der Erzeugung von Primärenergien zusammenhängen, die gekauft werden um an Nicht-End-Konsumenten weiterzuverkaufen (z.B. Großhändler)
    4. Beschreibung der Leistung im Verhältnis zu internen und externen Benchmarks
    5. Emissionen von Treibhausgasen, die nicht im Kyotoprotokoll genannt werden (außerhalb der Scopes berichten)
    6. Relevante Kennzahlen z.B. Emissionen pro erzeugter Kilowattstunde oder pro Tonne Materialproduktion oder pro Sales
    7. Outline des Treibhausgasmanagements / -reduktionsprogramms und Strategien
    8. Informationen über alle Verträge bzw. Treibhausgasrisiken und -verpflichtungen
    9. Outline externer Zusicherungen und eine Kopie des Bestätigungsvermerks
    10. Infos über die Gründe für Veränderungen, die keine Neuberechnungen des Basisjahrs zur Folge haben z.B. Prozessveränderungen, Effizienzverbesserungen, Betriebsschließungen)
    11. Emissionen für alle Jahre zwischen dem Basisjahr und dem Berichtsjahr
    12. Informationen über die Qualität der Bilanz (z.B. Infos über Gründe und Umfang von Unsicherheiten)
    13. Informationen über jede Kohlenstoff-Sequestration (Speicherung in Pflanzen)
    14. Liste der Betriebsstätten in der Bilanz
    15. Kontaktperson
  2. Informationen zu Offset
    1. Infos zu Offsets, die gekauft wurden oder außerhalb der Berichtsgrenzen entwickelt werden unterteilt nach Speicher und Reduktionsprojekten, Spezifizieren, ob es extern von einem Programm anerkannt wurde
    2. Infos über Reduktionen innerhalb der Berichtsgrenzen, die an Dritte verkauft oder transferiert wurden und ob sie extern zertifiziert wurden

Der Report muss durch Externe (z.B. Prüfer) überprüft werden können, muss jedoch nicht im Ganzen veröffentlicht werden.

Der Bericht verlangt lediglich absolute Emissionswerte für das gesamte Unternehmen. Daneben sind jedoch auch Kennzahlen sinnvoll, die bestimmte Bereiche besser vergleichbar machen.

Es gibt Effizienzkennzahlen z.B. Produkte pro Tonne Treibhausgas und Intensitätskennzahlen z.B. Tonne Treibhausgas je Produktoutput. → Effizienzkennzahlen sind invertierte Intensitätskennzahlen

10. Verifications of GHG Emissions

In diesem Kapitel des Greenhouse Gas Protocol Corporate Standards geht es um die Prüfung. Analog der Jahresabschlussprüfung soll eine Überprüfung der Treibhausgasbilanz stattfinden. Diese prüft, ob die accounting und reporting principles eingehalten werden und die berichteten Informationen ein glaubwürdiges, wahres und faires Abbild der Treibhausgasemissionen des Unternehmens darstellen.

Prüfung beinhaltet eine Bewertung der Risiken materieller Unterschiede in berichteten Daten zu den erhobenen Daten. In der Praxis schaut sich der Prüfer nur die Daten und Systeme an, die den größten Einfluss auf die gesamte Datenqualität haben.

Gründe für eine (externe) Prüfung:

  • Erhöhte Glaubwürdigkeit (Vertrauen) von öffentlich berichteten Emissionen und Fortschritt zu den Targets
  • Erhöhte Sicherheit für das Senior Management für Investitions- und Zielentscheidungen
  • Verbesserung der internen Buchhaltungs- und Berichtspraxis; Knowledge Transfer
  • Vorbereitung für verpflichtende Prüfungsvoraussetzungen von Treibhausgasprogrammen

Wesentlichkeit

  • Eine Information ist dann wesentlich, wenn deren Einbeziehen oder Auslassen zu einer Änderung von Entscheidungen führen würde.
  • Eine wesentliche Abweichung ist ein Fehler, der das Ergebnis bzw. die Interpretation des Ergebnisses signifikant ändern würde. Eine Rule of thumb ist, dass wesentlich = 5% der gesamten Emissionen bedeutet.
  • Allerdings muss es im Zusammenhang betrachtet werden. Führt ein 2% Fehler dazu, dass ein Ziel erreicht oder nicht erreicht wird, muss es als wesentlich eingestuft werden.

Beurteilen des Risikos von wesentlichen Abweichungen: hat zum Ziel einzuschätzen, wie wahrscheinlich wesentliche Abweichungen sind. Dafür schaut sich der Prüfer das System an:

  • Struktur der Organisation und wo die Verantwortung für den gesamten Berichtsprozess liegt
  • Commitment des Managements
  • Vorliegende Policies und Prozess inkl. Dokumentationen
  • Prozesse zur Überprüfung von Berechnungen
  • Komplexität und Natur der Operations
  • Komplexität des Computer Informationssystems
  • Typen und Instandhaltung der Messgeräte
  • Glaubwürdigkeit und Verfügbarkeit von Inputdaten
  • angewendete Annahmen und Schätzungen
  • Aggregation von Daten verschiedener Quellen
  • Andere Prüfprozesse

Wie bei der Abschlussprüfung müssen die Firma und der Prüfer vorher Scope, Level und Ziel der Prüfung definieren.

11. Setting GHG Targets

Im letzten Kapitel des Greenhouse Gas Protocol Corporate Standards ist das Setzen von Zielen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen. Die Grundüberlegung ist, dass nur die Dinge auf dem Radar vom Senior Management regelmäßig erscheinen, die mit Zielen versehen sind.

Warum Ziele zur Reduktion der Treibhausgasemissionen?

Ziele zur Reduktion von Treibhausgasemissionen basieren auf folgenden Motiven:

  • Auswirkungen des Klimawandels minimieren – durch das Ziel wird Aufmerksamkeit auf das Risiko von Treibhausgasemissionen gelenkt und damit auch auf die Auswirkungen des Klimawandels für das eigene Unternehmen und dadurch kann man die Folgen antizipieren
  • Kostensparen und Innovationen anschupsen
  • Für zukünftige Regulierungen vorbereiten
  • Positive Auswirkungen auf Stakeholder, weil man sich der Verantwortung als Unternehmer bewusst ist
  • Teilnahme an freiwilligen Treibhausgas Programmen – öffentliche Wahrnehmung, Verbesserung der eigenen Fähigkeiten

Zieltypen

Es gibt zwei Arten von Zielen: absolute Ziele und Intensitätsziele

Absolute Ziele sind absolute Reduktionen von Treibhausgasen z.B. der gesamte Ausstoß soll um x Tonnen oder x% gegenüber einem Basisjahr sinken. Intensitätsziele dagegen beziehen die Treibhausgasemissionen auf eine andere Kennzahl wie z.B. produzierte Einheiten. Damit sind die Intensitätsziele unabhängig vom Output und ein Unternehmen kann seine Ziele nicht einfach dadurch erreichen, dass weniger produziert wird, sondern nur, wenn wirklich die Effizienz steigt. Andererseits interessiert es die Umwelt wenig, wie die Treibhausgasemissionen im Verhältnis zum Output steht. Da ist einzig die absolute Menge relevant. Deshalb ist es sinnvoll, absolute Ziele und Intensitätsziele zu kombinieren. Das hilft auch den operativen Einheiten. Denn es ist auch einfacher nach Intensitätszielen zu steuern.

Bei den Zielen sollte spezifiziert werden, ob Kompensationen erlaubt sind und wenn ja, welche.

Doppelzählungen

Dies ist relevant für Unternehmen, die den Handel mit Offsets erlauben und für solche, deren Unternehmensgrenzen mit anderen überlappen.

Kompensationen: es muss sicher gestellt sein, dass die Offsets nur beim Käufer oder Verkäufer gezählt werden. Im Rahmen von Handelsprogrammen gibt es Zertifikate mit einer eindeutigen Seriennummer und diese werden “vernichtet” sobald die Zertifikate genutzt werden.

Unternehmensgrenzen: Bei Joint Ventures muss sicher gestellt sein, welches Mutterunternehmen die Emissionen und damit auch die Reduktionen verbuchen dar.

Unternehmen sollten klare Policies haben, wie sie mit Doppelzählungen im Rahmen von Externen Klimaschutzprogrammen umgehen: z.B. nur die Emissionen mitzählen, die selbst generiert wurden egal ob weitergegeben oder nicht oder nur die eingekauften, aber nicht beides.

Ziele veröffentlichen

Möchte man die Ziele veröffentlichen, sollte man folgende Elemente aufführen.

  1. Beschreibung des Ziels
    1. Grenzen des Ziels (Zieltyp, Basisjahr, Zieljahr, Länge der Commitment Periode)
    2. Umgang mit Offsets, wenn ja welche und wie viele
    3. Umgang mit Doppelzählungen
    4. Target Level
  2. Informationen über Emissionen und Performance in Bezug auf das Ziel
    1. Emissionen aus internen Quellen separat von gehandelten Zertifikaten
    2. Bei Nutzung von Intensity Targets – zusätzlich absolute Emissionen auflisten
    3. Gehandelte Emissionszertifikate
    4. Verkaufte interne Projektreduktionen
    5. Allgemeine Performance in Bezug aufs Ziel
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